Wenn der Hund zum PCR-Test muss, dann nicht wegen Corona, sondern wegen dem Verdacht auf Anaplasmose. Eine Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird und oft unbemerkt bleibt – bis sie plötzlich ausbricht. Sie ist wie eine stumme Zeitbombe im Hundekörper.

Milde Winter mit zu kurzen Frostzeiten werden wieder für eine hohe Population der Blutsauger führen. Zecken überwintern beispielsweise in Baumrinden undsterben erst bei längeren Minustemperaturen ab. Für eine Übertragung muss sich eine infizierte Zecke für mindestens 36 Stunden an ihrem Wirt festgebissen und Blut gesaugt haben. Dann ist das Risiko, dass die gefährlichen Bakterien in den Blutkreislauf des Vierbeiners gelangen, relativ hoch.

Hohes Fieber, Appetitlosikgeit und Durchfall sind oft erste Anzeichen. die Gelenke des Hundes  sind heiß und geschwollen. Er mag sich kaum bewegen. Im weiteren Verlauf können Gewichtsverlust, kleine Einblutungen im Gewebe, geschwollene Lymphknoten bis zu einer vergrößerten Milz oder Leber auf. In schweren Verläufen sind Einblutungen oder Entzündungen im Gehirn oder dem zentralen Nervensystem möglich, die zu epileptischen Anfällen, einem ungleichmäßigen Bewegungsmuster oder Koordinationsstörungen führen können.

Ein Biss mit Folgen

Überträger der „Canine granulozytäre Anaplasmose” sind Schildzecken. Hauptsächlich der in Deutschland verbreitete Gemeine Holzbock oder die aus dem Mittelmeerraum stammende Braune Hundezecke, die durch milde Winter und eine insgesamt erhöhte Zeckenpopulation auch hierzulande immer öfter auftritt. Sie übertragen durch ihren Speichel Anaplasmen aus der Gruppe der Rickettsien, die die Blutplättchen, Thrombozyten genannt, befallen und zerstören. Doch nicht jeder Hund erkrankt sofort, schätzungsweise hat ein Drittel der Tiere bereits Antikörper gegen die Erreger entwickelt. Das heißt, sie sind zwar infiziert, die Krankheit bricht aber nicht aus, weil ihr Immunsystem diese abwehren kann. Die Inkubationszeit liegt zwischen wenigen Tagen bis zu 4 Wochen.

Zecken übertragen die gefährliche Infektion
Zecken übertragen beim Blutsaugen die Infektion
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Auch das Immunsystem ist beteiligt

Eine Anaplasmose tritt häufig auf, wenn das Immunsystem nicht mehr mit voller Kraft arbeiten kann. Mit ein Grund, warum es so schwierig ist, sie rechtzeitig zu erkennen. Je früher eine Diagnose erfolgt, umso größer sind die Heilungschancen.

Zunächst erfolgt eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika. Während der dreiwöchigen Doxycyclin-Therapie wird das Blutbild des Vierbeiners regelmäßig kontrolliert. Seine Thrombozyten sollten sich wieder vermehren, die Symptome langsam abklingen. Zusätzlich erhält der Hund zur Stärkung des Immunsystems eine Nahrungsergänzung. Nach knapp vier Wochen sollte er dann über den Berg sein. Doch als vollkommen geheilt gilt er dennoch nicht, die Infektionskrankheit kann jederzeit wieder auftreten oder er sich neu infizieren.

Keine Impfung möglich

Da es keine Impfung gegen Anaplasmose gibt, sollte der Tierhalter präventiv handeln. Wer nach jedem Spaziergang den Hund nach Zecken absucht und diese rechtzeitig absammelt, hält das Risiko gering, an dieser tückischen Krankheit zu erkranken. Denn so lange die Parasiten noch nicht oder gerade frisch angebissen haben, ist die Gefahr einer Übertragung niedrig. Mit einem wirksamem Zeckenschutzmittel und/oder einem repellierenden Spray ist der Hund grundsätzlich gut gegen Blutsauger gewappnet.

Ein stabiles Immunsystem, ein gesunder Darm, viel Bewegung und möglichst wenig Stress tun ihr übriges, um eine Erkrankung zu verhindern. Luzy Petersen