Die Tiermedizin macht große Fortschritte und damit wachsen auch die Erwartungen von Frauchen und Herrchen an die medizinischen Möglichkeiten, wenn ihr Vierbeiner erkrankt. So gewinnen Blutspenden eine immer größere Bedeutung. Dabei wissen viele Hundehalter immer noch nicht, dass auch ihr felliger Freund zum Lebensretter werden kann.

Spezialisierte Kleintierkliniken – wie etwa in Berlin, Hannover oder München – nehmen regelmäßig Bluttransfusionen an Haustieren vor. Nach einem Unfall, bei bestimmten Tumoren, Knochenmarkerkrankungen oder Gerinnungsstörungen sind sie lebensnotwendig – aber auch, wenn der Hund zu wenig Blutkörperchen aufweist, bei Immunkrankheiten oder Vergiftungen. Ohne Blut kein Leben. Es transportiert unter anderem Sauerstoff in die Zellen, steht mit allen Organen in Verbindung und ist für viele notwendige Körperfunktionen zuständig. Wie eine Spende funktioniert und welche Vierbeiner dafür infrage kommen, erklärt Prof. Dr. Barbara Kohn von der FU Berlin.

Blutspenden können Leben retten
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So funktioniert die Blutspende


„Es handelt sich dabei um eine Art„flüssige Organtransplantation““, so die Tierärztin und Leiterin der Blutbank an der Freien Universität. „Im Vorfeld testen wir Spender und Empfänger auf eine bestimmte Blutgruppe (DEA 1.1). Wenn der Hund bereits einmal eine Bluttransfsuion erhalten hat, führen wir auch eine sogenannte Kreuzprobe durch. Dabei werden die roten Blutkörperchen und das Blutplasma des spendenden und des empfangenen Tieres in einem Röhrchen vermischt und unter dem Mikroskop untersucht. „Hunde haben keine so stark abwehrenden Antikörper gegen die fremden roten Blutkörperchen haben wie etwa Menschen oder Katzen daher führen wir eine solche Kreuzprobe erst vor einer Zweittransfusion durch“, erklärt Kohn. „Das Blut des kranken Hundes wird mit mehreren Konserven aus dem Kühlschrank gekreuzt, um festzustellen, welche Proben kompatibel sind.“ Aktuell sind bei den Vierbeinern über zwölf Blutgruppen bekannt, dieser Bereich ist aber noch nicht ausreichend erforscht.

Blutspenden sind noch wenig bekannt

Blutspenden für Tiere werden seit über 30 Jahren durchgeführt. Das ist unter Haustierhaltern aber immer noch kaum bekannt, wie eine aktuelle britische Studie ergeben hat. In einer nicht-repräsentativen Untersuchung haben Tierärzte 158 Hunde- und Katzenhalter nach ihrem Wissen über Bluttransfusionen bei Vierbeinern gefragt. 70 Prozent der Teilnehmer wussten nicht, dass ihre Lieblinge für Artgenossen spenden können. „Transfusionen bei Tieren sind nicht ganz unbekannt, sie dringen nur nicht so ins Bewusstsein“, meint Kohn. „Man findet ja keine Plakate, die zum Blutspenden für Tiere aufrufen, weil wir auch nicht solch große Mengen an Konserven wie im Humanbereich brauchen“. Es gebe aber durchaus Aufrufe in den Sozialen Medien, wenn dringend ein Spender benötigt wird.

Bei einer Not-OP wird schnell Blut benötigt
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Blut hat eine kurze Lagerungszeit

Zu viele Vorräte können die tierischen Blutbanken allerdings nicht aufbewahren, denn der rote Lebenssaft oder die einzelnen Bestandteile haben nur eine begrenzte Lagerungszeit. Rote Blutkörperchen halten sich gekühlt maximal einen Monat, das Plasma bei minus 30 Grad bis zu einem Jahr. Blutplättchen sollten grundsätzlich so frisch wie möglich verabreicht werden. Tierarztpraxen betreiben in der Regel keine Blutbank. „Jeder Tierarzt kann aber im Notfall die sogenannte gerichtete Transfusion anwenden, bei der man sowohl den Empfänger als auch Spender kennt und das Blut nicht gelagert wird“, erläutert Kohn.

Fast jeder Hund kommt als Spender in Frage
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Welche Hunde dürfen spenden?


Wer seinen Hund  spenden lassen möchte, muss etwa 1,5 Stunden Zeit mitbringen. Der Vierbeiner profitiert sogar davon, denn zunächst erfolgt ein ausführlicher Gesundheitscheck inklusive einer Blutuntersuchung auf Infektionserreger. Erst wenn Risiken für den Spender bestmöglich ausgeschlossen sind , darf der Hund „angezapft“ werden. Anders als bei Katzen, die dafür eine Narkose bekommen, geschieht das bei Bello ohne eine Sedierung. Die Spender sollten mindestens ein Jahr und nicht älter als acht Jahre alt sein. An der Kleintierklinik der FU gilt die Regel: zehn Milliliter Blut pro Kilo Körpergewicht. Um auch genug Blut zu erhalten, sollte ein Spenderhund deshalb mindestens 20 Kilo auf die Waage bringen. Gesunde Tiere dürfen grundsätzlich alle drei Monate spenden.

Transfusionen ohne Nebenwirkungen


Rund 300 Hunde und 180 Katzen bekommen an der FU pro Jahr eine Bluttransfusion. „Seit den Anfängen habe ich dabei noch nie eine schwere Reaktion erlebt, es ist für die Tiere also nicht gefährlich. Das Einzige was passieren kann, ist ein Bluterguss oder eine Reizung en der geschorenen Stelle“, versichert Prof. Dr. Kohn. Die Kosten für eine Transfusion belaufen sich auf rund 150 Euro.

Kynga Rybinska