Sie sind nur millimetergroß, aber äußerst widerstandsfähig und blutrünstig. Kaum ein Tier ist unter Hundehaltern so verhasst und gefürchtet wie die Zecke. Neue Arten und laue Winter sorgen dafür, dass immer mehr Blutsauger auch in unseren Gefilden heimisch sind. Gut zu wissen, mit wem wir es zu tun haben und wie Mensch und Tier sich schützen können.

  1. Arten & Merkmale

    Zecken lauern überall
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Zecken gehören zur Familie der Spinnen und zur Unterordnung der Milben. Weltweit sind rund 800 verschiedene Arten bekannt, in Deutschland konnten bisher 20 davon nachgewiesen werden. Am häufigsten kommen die Schildzecke Gemeine Holzbock, die Auwaldzecke und die Braune Hundezecke vor.

Je nach Spezies sind die Blutsauger zwischen zwei und sechs Millimeter groß und besitzen im ausgewachsenen Zustand acht Beine. Ihr Körper besteht aus zwei beweglichen Abschnitten – dem sogenannten Kopf und dem Rumpf. An den Beinen sitzen kräftige Klauen, am Kopf die Stech- und Saugorgane.

  1. Entwicklung

Um sich entwickeln zu können, benötigen die Parasiten zwischen ihren verschiedenen Stadien ständig eine Blutmahlzeit. Dabei müssen sie sich von Anfang an selbst ernähren. Eine einzige weibliche Zecke kann bis zu 5000 Eier legen. Aus denen schlüpfen winzige Larven, die sich zunächst kleine Nagetiere oder Igel suchen, um ihren Durst zu stillen. Nach dem ersten Blutrausch befinden sie sich quasi in der Pubertät, häuten sich und werden zu Nymphen. In diesem Stadium sind sie noch geschlechtslos. Der Prozess kann einige Woche andauern, dann brauchen sie einen neuen Wirt, um frisches Blut zu tanken. Jetzt haben sie es schon auf Hunde oder Katzen abgesehen. Nach dieser Mahlzeit sind sie erwachsen und geschlechtsreif.

Die unterschiedlichen Stadien
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  1. Brautschau oder Blutmahlzeit

Wie groß der Hunger ist, hängt vom Geschlecht der Zecken ab. Die Männchen sind oft nach ein paar Tagen satt und zufrieden und lassen dann wieder von ihrem Wirt ab. Oder aber sie halten auf dem Tier nach geschlechtsreifen Weibchen Ausschau. Diese benötigen wesentlich länger, im Schnitt bis zu zehn Tage, zur Nahrungsaufnahme. Schließlich müssen sie wieder tausende Eier produzieren. Im vollgesogenen Zustand wiegen sie übrigens 200-mal so viel wie vorher.

  1. Lebenserwartung

Kaum zu glauben, aber eine Zecke kann bis zu zwei Jahre fasten und sie überlebt selbst bei eisigen Temperaturen. Die Männchen sterben übrigens nach der Begattung, die Weibchen, nachdem sie Eier gelegt haben. Die Lebenserwartung einer Zecke beträgt zwischen drei und fünf Jahren.

  1. Verbreitung

Die Blutsauger mögen ein feuchtes und warmes Klima. Sie halten sich am liebsten am Wald am Boden, in dichtem Unterholz, an Sträuchern, Gräsern sowie Wildkräutern am Wegesrand auf. Auch die Rasenflächen in heimischen Gärten bieten ihnen Unterschlupf. Hier lauern sie auf geeignete Wirte.

  1. Feinde der Zecken

Obwohl die Spinnentiere sehr widerstandsfähig sind und der Klimawandel ihre Population zu begünstigen scheint, gibt es doch ein paar natürliche Feinde. Einige Pilzarten, wie der Metarhizium anisopliae, der am Boden wächst und zahlreiche Parasiten befällt, gehört dazu. Außerdem Fadenwürmer, die sich unter anderem von freilebenden Schmarotzern ernähren, sowie einige Vogelarten oder parasitische Wespen.

Hunde, die im Gras liegen sind willkommene Wirte
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  1. Wirtsfindung

Um auf ihren Wirt zu gelangen, brauchen Zecken Körperkontakt und haben dafür zwei Strategien entwickelt. Der Gemeine Holzbock beispielsweise ist ein klassischer Lauerer. Er klettert auf eine Pflanze, streckt seine vorderen Beine weit aus und lässt sich dann von einem passenden Wirt aufsammeln. Die Jäger warten nicht, sondern streifen durch die Natur und suchen aktiv nach einem geeigneten Organismus. Alle Arten besitzen in den vorderen Beinen das Haller´sche Organ. Mit diesem Sinnesorgan reagieren sie auf thermische und chemische Reize durch den Atem oder Schweiß von Zwei- und Vierbeinern. Meist krabbeln sie dann so lange unbemerkt auf ihrem Wirt herum, bis sie die richtige Anstichstelle gefunden haben. Am liebsten mögen sie feuchte, warme und gut durchblutete Gebiete mit dünner Haut. Die Männchen nehmen die Pheromone ihrer weiblichen Artgenossen wahr und bevorzugen diese Stellen, um ihren Hunger zu stillen.

  1. Zeckenstich erkennen

Am besten ist es natürlich, den Blutsauger auf frischer Tat zu ertappen und schnell zu entfernen. Da die Zecke aber beim Anbeißen einen schmerzstillenden Stoff in die Wunde spritzt, bleibt der Stich sowohl bei Zwei- und Vierbeiner oft unbemerkt. Entdeckt der Mensch aber einen Stich, um den sich einer kreisrunde Rötung, die sogennante Wanderröte, bildet, kann das ein Zeichen für eine Infektion sein. Bei einem Zeckenbiss sollte er dann zwingend einen Arzt aufsuchen und sich mit einem Antibiotika behandeln lassen. Durch ihr dichtes Fell ist ein Stich beim Vierbeiner noch viel schwerer zu erkennen. Häufige Symptome zeigen sie durch wiederkehrendes Fieber, Fressunlust oder Abgeschlagenheit, blass-gelbe Schleimhäute, Verdauungs- oder Kreislaufstörungen. Im späteren Stadium können Gelenkschmerzen oder -entzündungen, Muskelschmerzen, Lahmheit oder Herzprobleme sowie Nierenversagen auftauchen.

  1. Krankheitserreger

Um an das Blut des Wirts zu gelangen, schlitzt die Zecke mit ihrem Mundwerkzeug die Haut auf und bohrt ihren Saugrüssel hinein. Dabei sondert sie sogleich ein Sekret aus, das drei Wirkstoffe enthält. Es betäubt die Wunde, damit der Parasit unbemerkt Blut fressen kann. Ein Entzündungshemmer blockiert das wirtseigene Immunsystem, und ein Gerinnungshemmer sorgt für den Blutfluss. Während der Mahlzeit pumpt die Zecke über ihren Speichel unverdaute Blutreste aus ihrem Darm in die Wunde. Damit überträgt sie nicht nur die klassischen Krankheitserreger wie FSME-Viren, Canine Ehrlichiose, Anaplasmose oder Borreliose, sondern auch die Bakterien anderer Zwischenwirte.

  1. Vorsichtsmaßnahmen

Der Mensch schützt sich am besten, indem er so wenig Haut wie möglich zeigt, beim Spaziergang festes Schuhwerk trägt undoder die Hose in die Socken steckt. Sehr helle Kleidung zieht die Blutsauger magisch an, auf dunkler sind wie wiederum nicht gut zu erkennen, wenn sie die Hosenbeine hochkrabbeln. Am besten ist es also gedeckte Kleidung zu tragen. Mit einem repellierenden Spray können sich Zwei- und Vierbeiner gleichermaßen wappnen. Nach dem Gassigang ist es empfehlenswert, sich selbst und den Hund gründlich nach Zecken abzusuchen. Prophylaxe bieten zudem Präparate, die vom Tierarzt verordnet werden können. Alternativ kommen chemiefreie, pflanzliche Präparate infrage. Außerdem kann Bello vorbeugend bestimmte Nahrungsergänzungen, wie Kokos- oder Schwarzkümmelöl erhalten. Luzy Petersen

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