Es gibt zwar eine große Vielfalt an Hunderassen, aber letztendlich können sie alle in zwei Kategorien unterteilt werden: solche mit Schlapp- und solche mit Stehohren. Bei den engsten Verwandten der Hunde, den Wölfen, kommt hingegen nur eine Form vor: die Stehohren. Die Frage, warum Hunde herunterhängende Ohren haben können, Wölfe aber nicht, die beschäftigte vor 150 Jahren bereits Charles Darwin. Ihm war unter anderem aufgefallen, dass viele domestizierte Tiere herunterhängende Ohren aufwiesen.  Er schlussfolgerte daraus, dass die Domestikation durch den Menschen in irgendeiner Form dazu führen musste, dass die Tiere ihre Ohren nicht mehr aufstellen und nur noch geringfügig drehen und bewegen

Ein Gendefekt sorgt für Schlappohren

Viele Wissenschaftler forschten mit Tieren, wir Silberfüchsen, um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen. Dabei fanden sie heraus, dass die sehr zutraulichen Tiere, die als erste in die Zucht eingingen, einen leichten genetischen Defekt hatten und daher weniger Adrenalin produzierten. Adrenalin gilt auch als „Fight-and-Flight“-Hormon, die Vierbeiner waren also weniger ängstlich und aggressiv. Dieser genetische Defekt wurde dann über die Generationen weitervererbt. Und der bewirkt unter anderem auch eine veränderte Körperstrukur.

Jede Rasse ist verschieden
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Es besteht also eine Kopplung zwischen den charakterlichen und den physiologischen Merkmalen der Tiere.  Sämtliche domestizierten Tiere weichen körperlich stark von ihren wildlebenden Verwandten ab. Sie sind häufiger gefleckt, haben kleinere Gebisse und Kiefer, teilweise ein kleineres Gehirn und … Schlappohren. Wölfe haben also keine Schlappohren, weil sie niemals domestiziert wurden.

Hund mit spitzen Ohren sind wachsamer

Lässt sich daraus nun schlussfolgern, dass Hunde, je schlapper ihre Hörorgane, desto zahmer sind? Einige Wissenschaftler gehen davon aus. Denn die sogenannten urtümlichen Rassen, wie europäische und nordische Spitze oder der japanische Shiba und Akita Inu, haben noch eine besondere genetische Nähe zu den Wölfen. Sie werden oft zu Wach- und Hütezwecken eingesetzt, besitzen eine hohe Intelligenz sowie eine gewisse Unabhängigkeit vom Menschen. Sie gelten als furchtlose Hunde, die gerne selbst Entscheidungen treffen. Und ihre Ohren? Die sind selbstverständlich spitz!

Diese Erkenntnis lässt sich natürlich nicht ausnahmslos auf jeden Hund übertragen. So sind solche mit spitzen Ohren nicht in jedem Fall unabhängiger und schlauer beziehungsweise Schlappohrenträger nicht notwendigerweise anhänglich und menschenbezogen. Aber wer ganz sicher gehen möchte oder Hundeanfänger ist, sollte sich vielleicht eher einen treuen Begleiter mit hängenden Horchern aussuchen.

Luisa Hetmann