Viele Tiere besitzen einen sogenannten „magnetischen Kompass“. Zugvögel und Wale nutzen ihn zur Orientierung und Navigation auf ihren langen Wanderungen. Einige andere, wie der Rotfuchs, verwenden den Magnetsinn offenbar zum Jagen. Studien ergaben, dass sich Füchse bei ihrem typischen Beutesprung in der Nord-Süd-Achse ausrichten. Wurde diese experimentell verändert, sank die Erfolgsquote der Räuber um bis zu sechzig Prozent.

Haben Hunde den magnetischen Kompass?

Diese Magnetorezeption ist von allen Sinnen die bisher am wenigsten erforschte. Es wird vermutet, dass auch Rotwild, Rinder und Wölfe sie haben, aber der genaue Zweck liegt größtenteils noch im Verborgenen. Nur eins ist sicher: Die Spezies Mensch ist nicht in der Lage, das Magnetfeld der Erde wahrzunehmen. Hat unser bester Freund uns hier wieder einmal einiges voraus – verfügt er über den magnetischen Kompass? Während Wölfe häufig riesige Reviere bewohnen und Wanderungen von mehreren hundert Kilometern zurücklegen, bewegen sich wildlebende Hunde eher in kleineren Revieren, aus denen sie sich kaum entfernen. Einer Gruppe von Forschern der Universitäten Duisburg-Essen und Prag gelang der Beweis, dass unsere Haustiere dennoch ebenfalls in der Lage sind, Schwankungen des Erdmagnetfeldes wahrzunehmen. Das geschah auf kuriose Weise: Sie analysierten, wie sich Hunde beim Koten ausrichten, und beobachteten dafür über 70 Vierbeiner unterschiedlicher Rassen beim täglichen Urinieren sowie Defäkieren. Und siehe da, es zeigte sich, dass Bello bei ruhigem Erdmagnetfeld die Nord-Süd-Achse bevorzugt. Unterliegt dieses Schwankungen oder wird er beim Koten von seinem Halter gestört, dann ist dieses Verhalten allerdings hinfällig.

Nun bleibt die Frage nach dem biologischen Sinn dahinter. Wissenschaftler schlagen als Möglichkeit vor, dass Hunde sich visuell an verschiedenen Landmarken orientieren. Um diese visuelle Landkarte nutzen zu können, müssen sie aber zunächst die eigene Position bestimmen. Und dazu verwenden sie eben das Erdmagnetfeld.

Hunde können besser riechen

Hundenasen riechen intensiver als menschliche Geruchsorgane. Foto: pixabay.com

Wir Menschen sind visuelle Wesen und nehmen den Großteil an Informationen über unsere Augen auf. Außerdem speichern wir Erinnerungen in Form von visuellen Eindrücken ab. Bei Bello übernimmt das die Nase. Mit bis zu 220 Millionen Riechzellen ist sie dafür perfekt ausgestattet. Zum Vergleich: Wir Menschen verfügen nur über etwa fünf Millionen Riechzellen. Hunde nutzen allerdings nicht nur ihre Nase zum Riechen, sondern auch das sogenannte Jacobsonsche Organ. Es gehört zu ihrem olfaktorischen System und sitzt im Maul zwischen der Nasenöffnung und dem Gaumendach. Dieses Vomeronasalorgan ermöglicht es, vereinfacht ausgedrückt, dass die Vierbeiner Gerüche sogar schmecken können. Es nimmt hauptsächlich Pheromone auf, also bestimmte Botenstoffe, deren Aufgabe es ist, Informationen zwischen zwei Lebewesen der gleichen Art auszutauschen. Solche Botenstoffe werden beispielsweise beim Anal- und Genitalwittern übertragen: Die Tiere klären so den sozialen und sexuellen Status des jeweiligen Artgenossen.

Obwohl die Riechleistung von uns Menschen so viel schlechter ausfällt, haben auch wir einen individuellen Körpergeruch, ähnlich wie einen Fingerabdruck, der die Gefühle und das Verhalten anderer beeinflusst. Wenn wir jemanden nicht leiden können, sagen wir: „Den kann ich nicht riechen.“ Was das angeht, unterscheiden wir uns also gar nicht so sehr von unserem vierbeinigen Partner.

Hunde wissen, wie Wasser schmeckt

Wer nun annimmt, wir Zweibeiner machten die fehlenden Riechzellen durch die Anzahl der Geschmacksknospen wieder wett, irrt gewaltig. Mengenmäßig haben wir mit 9000 Stück zwar einen Vorsprung vor unserem bellenden Freund, der schlappe 1700 Stück davon aufweist. Und auch unser Speisenplan ist durchaus vielfältiger als der unserer Hunde. Aber die Wahrnehmung des Geschmacks ist eine ganz andere.

Salziges, Süßes, Saures, Bitteres und als fünfte Variante Herzhaftes breitet sich bei uns auf der ganzen Zunge aus. Die Rezeptoren der Vierbeiner arbeiten viel diffiziler. Salziges, Süßes und Saures schmecken sie mit den Zungenrändern. Die Rezeptoren für Bitteres liegen auf dem hinteren Teil des Geschmacksorgans, während die für Fleisch, wie könnte es anders sein, bei Hunden auf der gesamten Zunge verteilt liegen. Früher benutzten sie  ihren ausgeprägten Sinn, um gute von unverträglichen Lebensmitteln zu unterscheiden.

Apropos schmecken: Ganz vorne auf der Zunge liegen bestimmte Rezeptoren, die besonders aktiv werden, wenn der Hund süße oder salzige Nahrung zu sich nimmt. Die werden auch beim Trinken aktiv. Somit ist er auch in der Lage Wasser zu schmecken.

Hunde hören mehr als der Mensch

Lauscher aufgestellt. Hunde haben ein exzellentes Gehör. Foto: pixabay.com

Menschen können Geräusche in einem Bereich zwischen 20 Hertz, wie bei einem tiefen Bass, und 20 000 Hertz, wie bei Vogelgezwitscher, wahrnehmen. Hunde dagegen hören Geräusche sowohl im tiefen Infraschall- und als auch im hohen Ultraschallbereich. Ihre Hörfrequenz geht von 16 bis hin zu 60 000 Hertz. So entgeht ihnen weder der Ruf einer Fledermaus, noch Geräusche, die von Naturereignissen wie Erbeben oder Gewittern ausgehen. Und sie hören die Hundepfeife, die sie zurückruft, auch in größerer Entfernung noch gut. Die Töne liegen zwischen 20 000 und 22 000 Hertz. Für uns Menschen oberhalb unseres Wahrnehmungsbereichs, für den tierischen Gefährten aber gut wahrnehmbar. Der Vorteil der Pfeife liegt also vor allem darin, dass durch das Geräusch keine Personen im Umkreis belästigt werden.

Hunde mit „natürlicheren Ohren“, das heißt aufrecht stehenden Ohren, können meist besser hören als solche mit Schlappohren. Das scheint zum einen daran zu liegen, dass ihr Gehörgang freier und besser ausgebildet ist, zum anderen daran, dass sie die Fähigkeit besitzen, ihre Ohren in die Richtung des Schalls auszurichten. Von dem Verhalten der Hunde, die Ohren aufzustellen, kommt übrigens auch der Ausdruck „die Ohren spitzen“.

Sehen Hunde wirklich schlechter?

Hunde haben eine Rot-Grün-Schwäche und sehen relativ unscharf. Foto: pixabay.com/LUM3N

Das Gerücht hält sich hartnäckig: Hunde sehen angeblich viel schlechter als wir Menschen. Das stimmt allerdings nur bedingt. Wahr ist, dass die Fellnasen nicht alle Farben wahrnehmen können, die wir sehen. Sie leiden an einer Art Rot-Grün-Blindheit, ihre Welt besteht vor allem aus den Farben Gelb und Blau sowie verschiedenen Grautönen. Darüber hinaus können sie Helligkeitsstufen schlechter unterscheiden als wir und sehen im Vergleich relativ unscharf. Trotzdem sind die Augen des Hundes sehr gut an seine Bedürfnisse angepasst. Er kann nämlich eines sehr viel besser wahrnehmen als wir – und das sind bewegte Objekte. Beute also, die ja sehr schnell sein kann. Statische Gegenstände verschwinden durch die Unschärfe dagegen eher im Hintergrund. Der Hund kann sich also mit diesem perfekt ans Jagen angepassten visuellen System auf das für ihn Wichtige konzentrieren.

Hunde brauchen Körperkontakt, um sich wohlzufühlen

Mal so richtig knuddeln tut Hund und Mensch gut. Foto: pixabay.com

Die Haut als größtes Sinnesorgan ist dafür zuständig, Informationen über die Gestalt von Gegenständen in unserer Umgebung zu vermitteln und uns gegebenenfalls vor Gefahren zu warnen. Unser Tastsinn nimmt Druck, Berührung oder Vibration in der Regel zunächst über die feinen Haare auf, die unseren Körper bedecken. Bei Menschen ist der Tastsinn im Bereich der Hände und vor allem der Fingerspitzen besonders ausgeprägt. In diesem unbehaarten Bereich befinden sich hochspezialisierte Rezeptoren, die Meissner-Körperchen, die sogar leichteste Druckempfindungen wahrnehmen können.

Die Wahrnehmung über die Haut ist bei Hunden sehr ähnlich. Zusätzlich verfügen sie aber über ihre auch als Tasthaare bezeichneten Schnurrhaare. Diese sind gröber und starrer als die restlichen Körperhaare des Hundes, und sie ragen tiefer unter die Haut. Die Schnurrhaare sind mit einer großen Zahl von Tastrezeptoren verbunden und extrem sensibel. Um einen Reiz an das Gehirn zu senden, müssen sie nicht einmal mit einem Gegenstand in Kontakt kommen – ein kleiner Luftzug reicht schon aus. Damit dienen sie als sicheres Frühwarnsystem, um das Gesicht des Vierbeiners vor Zusammenstößen und Verletzungen zu bewahren. Viele Fellnasen besitzen solche Haare nicht nur an der Schnauze, sondern auch seitlich am Kopf oder über den Augen. Egal ob bei Mensch oder Tier: Eine wichtige Aufgabe der Sinneszellen in der Haut ist es, vor Verletzungen zu schützen. Dafür besitzen alle Wirbeltiere Schmerzrezeptoren – obwohl dies teilweise bis in die Achtzigerjahre hinein abgestritten wurde.

Erwiesen ist auch, dass Berührung und Körperkontakt für Hunde eine wichtige Rolle beim Aufbau einer Bindung spielen. Egal ob es sich dabei um einen Artgenossen, um Frauchen oder Herrchen handelt. Kuscheln und Streicheln beruhigen, schaffen Nähe und Vertrauen. Und hier haben wir Menschen zumindest entscheidenden Vorteil: Mit unseren Händen können wir unsere ganze Zuneigung zeigen. Sei es mit einer kurzen Berührung oder einer wohltuenden Massage. Oder frei nach Astrid Lindgren: „Man kann in Tiere nichts hineinprügeln, aber vieles aus ihnen herausstreicheln.“ (Luis Hetmann)