Viren werden beispielsweise beim Spaziergang von einem Hund auf den anderen übertragen, ohne dass Mensch und Tier es bemerken. In stark frequentieren Gebieten wie städtischen Parks und Auslaufwiesen ist die Ansteckungsgefahr größer, denn hier tummeln sich Vierbeiner jeglicher Couleur. Aber auch über die Umgebung, beispielsweise beim Schwimmen im Teich, kann sich Bello mit einem Krankheitserreger infizieren. Viele Gründe sprechen also für eine Impfung gegen die häufigsten, gefährlichen Infektionserkrankungen.
Dennoch ist sie immer wieder umstritten, und das nicht ganz grundlos. Hautprobleme, Unverträglichkeiten, Allergien, Nekrosen, Anämien oder immunbedingte Erkrankungen der Organe – das sind nur einige Beispiele für häufig auftretende Nebenwirkungen der Impfstoffe. Wird in Deutschland also zu viel geimpft? „Es gibt hierzulande leider beide Problematiken, manche Tiere werden zeit ihres Lebens komplett mit allem durchgeimpft, andere wiederum gar nicht“, weiß Tierärztin Dr. Corinna Cornand. „Wir haben hier vermehrt Hunde aus dem Ausland und durch den Handel im Internet zahlreiche ungeimpfte Tiere.“ Die größte Gefahr bilden Leptospirose, Staupe, Parvovirose und kontagiöse Hepatitis. Deswegen ist es wichtig, dass möglichst viele Tiere geimpft werden.
Wie oft sollte der Hund geimpft werden?
Doch was ist eigentlich zu viel, und gibt es einen goldenen Mittelweg? Welpen bekommen mit der Muttermilch, vorausgesetzt die Hündin ist geschützt, zunächst eine passive Immunität. Nach einigen Wochen muss diese unbedingt aktiviert werden. Die Kleinen sind sehr anfällig für Viren, ihre Abwehrkräfte noch nicht vollständig entwickelt, und so kann sogar eine eher harmlose Infektion tödlich enden. „Die Grundimmunisierung und Wiederholungsimpfungen legen den Grundstock für das restliche Leben. Deswegen sind sie so wichtig“, sagt Dr. Cornand.
Bei adulten Tieren gilt die Devise „So oft wie nötig, so wenig wie möglich!“ Eine Spritze gegen Zwingerhusten oder Borreliose muss aber nicht sein. „Hier reicht die klassische Prophylaxe mit einem Mittel oder Halsband völlig aus. Zumal der Impfstoff bisher auch nur auf eine Spezies abgestimmt ist, die im mitteleuropäischen Raum kaum vorkommt.“ Die Veterinärin hat lange Zeit im Hamburger Franziskustierheim gearbeitet und gibt zu bedenken: „Hunde aus dem Ausland können Infektionskrankheiten in sich tragen, die erst in späteren Jahren ausbrechen, manchmal auch nie. Bei ihnen würde ich aber kein Risiko eingehen und konsequent vorsorgen, zumindest, bis sie etwas älter sind.“
Das passiert bei einer Hunde-Impfung
Bei einer Impfung erhält der Hund lebende oder abgeschwächte Bakterien und Viren oder aber Bruchteile davon. Daraufhin produziert der Körper spezifische Immunzellen und Antikörper. Kommt der Vierbeiner irgendwann mit einem Erreger in Kontakt, erkennt das Immunsystem die Keime und kann sie bekämpfen. Das bedeutet, der Impfstoff muss dem Erreger der jeweiligen Infektionskrankheit möglichst ähnlich sein. Kein Risiko sollte der Halter bei der Leptospirose eingehen. Hier handelt es sich um eine Zoonose, die von bestimmten Bakterien – den Leptospiren – verursacht wird und auch auf den Menschen übertragbar ist. „Eine jährliche Auffrischung ist sinnvoll, insbesondere wenn der Hund in Familien mit Kindern zusammenlebt“, rät die Tierärztin.
Ob der Hund nun das komplette Impfpaket benötigt oder nicht, hängt also entscheidend von seiner Herkunft, Aufzucht, den Lebensgewohnheiten und seiner derzeitigen Konstitution ab. Bei den Senioren muss aber eine vollständige jährliche Durchimpfung mit einem fünf- bis siebenfachen Schutz nicht unbedingt sein. Voraussetzung ist aber auch, dass der Impfpass des Hundes von Geburt an auf dem aktuellen Stand ist. Suzanne Eichel
Die wichtigsten Infektionskrankheiten bei Hunden und ihre Bedeutung
- Die Chronische Hepatitis, kurz HCC genannt, ist in Deutschland kaum noch verbreitet, dafür aber in Osteuropa sehr präsent. Die Hunde stecken sich meist direkt oder durch Schnüffeln an infektiösem Urin an. Es reicht, wenn alle drei Jahre eine neue Vorsorge erfolgt.
- Bei Staupe und Parvovirose braucht der nächste Schutz erst nach drei Jahren erfolgen, sofern der Hund seine Grundimmunisierung inklusive der Wiederholungsimpfungen erhalten hat. Mangelhafte Haltungsbedingungen bei Welpen und Tierschutzhunden sowie schlechte Zuchten führen vermehrt zu diesen Erkrankungen.
- Die Tollwutimpfung, die ebenfalls zu den Zoonosen zählt, ist Pflicht für jeden Tierhalter, denn sie endet bei einer Ansteckung immer tödlich. Stadtpfoten benötigen alle drei Jahre eine Auffrischung. Vierbeiner, die in Wildtollwutgebieten leben, sollten präventiv einmal im Jahr geimpft werden.