Das Wandern ist des Hundes Lust – und des Menschen auch. Auf diesen berühmten Wegen wird es dazu noch richtig lyrisch. Bedeutende Literaten haben sich Inspiration in der Natur geholt und ihren Gedanken freien Lauf gelassen. Das wird dem Vierbeiner genauso gefallen.

Schleswig-Holstein: Friedrich-Hebbel-Rundwanderweg

Ihm verdanken wir das Nibelungendrama, Trauerstücke und tragische Liebesgedichte. Christian Friedrich Hebbel ist einer der bekanntesten Dramatiker und Lyriker des 19. Jahrhunderts, geboren in Dithmarschen. Wer auf seinen Spuren wandeln will, muss nach Wesselburen fahren. Der dortige Rundwanderweg führt an den wichtigsten Stationen seiner Kindheit und Jugend entlang. Auf rund elf Kilometern können Zweibeiner eine Pause auf den hohen Baumelbänken einlegen, während die Vierbeiner darunter liegend die wunderschöne Landschaft betrachten und vage erahnen, dass Hebbel einst sagte: „Der Hund ist der sechste Sinn des Menschen.“ Am Stadtpark/Norderkirchweg, 25764 Wesselburen

Hamburg: Alsterwanderung zu Wolfgang Borchert

Viele berühmte Menschen wanderten in und durch Hamburg. Einer der schönsten Wege führt an der Außenalster entlang zum Gedenkstein von Wolfgang Borchert, der 1921 in der Hansestadt geboren wurde. Ganz in der Nähe vom Literaturhaus und nicht zu übersehen steht der Obelisk mit einem Zitat aus „Generation ohne Abschied“. Ebenfalls bekannt, jedoch keine Prosa über den schnüffelnden Gefährten ist „Die Hundeblume“. Dafür gibts von hier bis zum Feenteich einen Spaziergang, der alle trübsinnigen Gedanken verjagt. Schwanenwik 32, 22087 Hamburg

Mecklenburg-Vorpommern: Falladas Fridolinwanderung

Hans Fallada, der eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen hieß, erlangte mit seiner realistischen Prosa, die auch von Hunden bevölkert ist, Ruhm und Ehre. Und dem Kinderbuch über Dachs Fridolin, dem dieser Weg gewidmet ist, kommt einer vor. Inspiriert

Auf den Pfaden von Dichtern und Denkern
Hunde erleben so manches Abenteuer
©nik_niklz-adobe stock

wurde der Schriftsteller von der romantischen Landschaft der Mecklenburger Seen. Im Fischerdorf Carwitz, am ehemaligen Wohnhaus Falladas startet die spannende Tour. Es geht bis zum nahe gelegenen See, dem Schmalen Luzin, durch eine Moorlandschaft und einen Jahrhunderte alten Wald wieder zurück ins Dorf. Zum Bohnenwerder 2, 17258 Feldberger Seenlandschaft

Niedersachsen: Heinrich-Heine-Weg

„Der tugendhafte Hund“ gehört zu Heinrich Heines bekannten Werken. Einer der letzten Vertreter der Romantik vertrat sich gerne im Harz die Füße und wanderte auf den Brocken bis zu den Bismarck-Klippen. Zwölf Kilometer führen durch urwüchsige Buchenwälder an bizarren Felsformationen vorbei und 800 Höhenmeter hinauf. Kein einfacher Weg und eher etwas für durchtrainierte Zwei- und Vierbeiner, aber voller Reize. Heinrich-Heine-Weg, 28875 Elend

Berlin: Fontane-Weg

Die wohl bekannteste Frau-Hund-Beziehung verarbeitete Theodor Fontane in „Effi Briest“. Rollo heißt der Gefährte der Protagonistin, der sie beschützt und immer an ihrer Seite ist. So wie unser bester Freund, wenn wir mit ihm auf einem der sechs Fontane-Wege wandern und uns der stillen Poesie, die der Schriftsteller, Journalist und Kritiker in seiner Heimat fand, hingeben. Eine besonders schöne Route führt vom Bahnhof Köpenick bis zum Müggelsee. S-Bahn Berlin-Köpenick, 12555 Berlin

NRW: Böllweg

Kritisch und distanziert betrachtete Heinrich Böll in „Der blasse Hund“ seine Umgebung und Zeit. Der Nobelpreisträger wurde in Köln geboren und blieb der Stadt sein Leben lang treu. Im Bergischen Land suchte er im Zweiten Weltkrieg Zuflucht. Der zwölf Kilometer lange Pfad, ihm zu Ehren benannt, gibt Einblicke in das damalige Verhältnis zwischen den bisherigen Einwohnern und den Flüchtlingen. „Mir muß eine Sache Spaß machen, sonst werde ich krank“, sagte Böll, und Spaß ist hier für die Vierbeiner garantiert, während der Mensch doch eher ins Grübeln kommt. Berghausenstr. 30, 53804 Much

 

Auf den Pfaden von Dichtern und Denkern
Es darf auch hoch hinaus gehen
©nik_niklz-adobe stock

Hessen: Grimmsteig

Angeblich soll auf dem Hohen Meißner Frau Holle ihre Betten ausgeschüttelt haben. Das behaupteten zumindest Jacob und Wilhelm Grimm, die sich mit Märchen und Sagen schließlich am besten auskennen. Der Grimmsteig führt auf 85 Kilometern durch das Bergland zwischen Kassel und dem Kaufunger Wald und natürlich zu besagtem Ort. Wem das zu weit ist, der läuft mit seinem Hund auf den „Grimm-Dich-Pfad“ in Marburg und zeigt Bello die zehn Märchenfiguren an Häusern, Treppen und Mauern.Steil hoch gehts dann zum Schloss. Es ist belegt, dass die Gebrüder Grimm während ihrer Studienzeit hier oft den Berg erklommen.
Landgraf-Philipp-Str. 3, 35037 Marburg

Rheinland-Pfalz: Hildegard-von-Bingen-Pilgerwanderweg

Deutschlands erste Mystikerin, Benediktinerin, Dichterin und heilkundige Universalgelehrte befasste sich mit allem, was zwischen Himmel und Erde geschah, und ist heute noch genauso aktuell wie zu ihrer Zeit. Pilgern gehörte zu ihrer Passion. Das tat sie am liebsten von Idar-Oberstein nach Bingen, wo sie 1179 auch verstarb. Auf 140 Kilometern und zehn Etappen können Mensch und Hund dem Leben der unangepassten Äbtissin huldigen. Klosterruine Disibodenberg, 55571 Odernheim am Glan

Thüringen: Goethewanderweg

Johann Wolfgang von Goethe ist es zu verdanken, dass der Pudel seinerzeit so verunglimpft wurde. Noch heute stockt einem beim Lesen des „Faust“ der Atem, wenn sich der lockige Hund in Mephisto den Teufel selbst verwandelt. Es ist also davon auszugehen, dass der Dichter und Naturforscher nicht in vierbeiniger Begleitung durch Thüringen wanderte. Von Ilmenau aus streifte er durch die Gegend und holte sich Inspiration. Auf dem Hausberg schrieb er „Wandrers Nachtlied“, dort ist auch das Ende der Tour. Dann gehts wieder zurück, ob mit Pudel, Dackel oder Dogge. Am Markt 1, 98963 Ilmenau

Bayern – Thomas-Mann-Weg

Settermischling Baumann verewigte der Nobelpreisträger in der Novelle „Herr und Hund“, doch generell hatte Thomas Mann zu Vierbeinern ein eher kühles Verhältnis, wie übrigens zu den Menschen in seiner Umgebung auch. Doch in Bad Tölz ging ihm das Herz auf und so ließ er dort seine Sommerresidenz bauen. Der Ort liegt auf dem circa drei Kilometer langen Rundweg, der dem Schriftsteller zu Ehren erschaffen wurde und der in acht Stationen von seinem Leben erzählt. Start ist die Stadtbibliothek, besonders erschnüffelnswert ist der Gedenkbaum Manns. Hindenburgstr. 21, 83646 Bad Tölz
Suzanne Eichel