Auch die Forschung ist diesem Phänomen auf der Spur. Wissenschaftler veröffentlichten in diesem Jahr eine Studie darüber, welchen Muskel die Hunde spielen lassen, um Frauchen und Herrchen mit einem Augenaufschlag zu erweichen.

Nur Hunde können so herzerweichend gucken
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 Die Forschungsgruppe um Juliane Kaminski von der Universität Portsmouth hat ganz genau hingeschaut und die Anatomie von Hunden und Wölfen miteinander verglichen, um den „Hundeblick“ zu ergründen. Dabei fanden sie heraus, dass unsere Vierbeiner einen Gesichtsmuskel besitzen, der für den typischen Ausdruck und ein deutliches Anheben der inneren Augenbraue eine wichtige Rolle spielt – den anguli oculi medialis. Beim Wolf fehlt dieser. In der Interaktion mit dem Menschen konnte beobachtet werden, dass Hunde verstärkt ihre Augenmuskeln zur Kommunikation einsetzten, Wölfe hingegen so gut wie nie. Im Fachjargon AU101 genannt sorgt der spezielle Muskel dafür, dass die Augen größer als sonst erscheinen und Bello dadurch kindlicher aussieht. Im Englischen wird er mit Welpenaugen assoziiert und „Puppy Dog Eyes“ genannt. Weil ihr Blick dem eines traurigen Menschen ähnelt, löst er bei uns den Wunsch nach Fürsorge aus, und das haben die Hunde im Laufe ihrer Evolution an unserer Seite gelernt zu nutzen. Für Tiere, die den besagten Muskel beherrschen, ergeben sich im gemeinsamem Leben mit dem Zweibeiner durchaus Vorteile. Schon vor einigen Jahren fanden Forscher heraus, dass Fellnasen im Tierheim, die diesen Blick öfter zeigten, im Durchschnitt schneller vermittelt wurden.

Augenkontakt unter Hunden

Blicke untereinander können auch freundlich gestimmt sein
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Einem Tier direkt und intensiv in die Augen zu schauen, wirkt normalerweise wie eine Drohung und kann zu ungewollten Aggressionen führen. Doch kommt es auf die Intensität des Sichtkontaktes an. Der Gesamtausdruck und die Situation spielen eine wichtige Rolle. Gehen Hunde offensiv auf Konfrontation und fixieren sich optisch, zeigen sie damit ein Angriffsdrohen. Dabei erstarrt nicht nur der Ausdruck, wird fest und hart, sondern das gesamte Tier wird steif und unbeweglich. Vielleicht folgen ein Knurren, Zähnezeigen, ein Wegspringen nach vorn oder hinten. Aber auch da gibt es eine Menge Möglichkeiten, und nicht jedes Mal endet eine solche Aktion in einer Auseinandersetzung.

Sich Anschauen festigt die Bindung

In der Beziehung von Mensch und Hund gibt es noch andere Situationen. Nicht jeder Augenkontakt soll den anderen mit dem „Bösen Blick“ am Boden festnageln. Genauso wie auch wir eine Vielzahl von Stimmungen mit einem Blick deutlich machen, gibt es bei unseren vierpfotigen Partnern unterschiedliche Gründe, uns optisch ins Visier zu nehmen. Beispielsweise das Bedürfnis nach Zuwendung oder Futter. Nicht zuletzt sind sie Meister darin, uns mit ihrem herzerweichenden Augenaufschlag jedes Leckerli aus der Tasche zu zaubern.

Wie intensiv sind die Gefühle?
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Weitere Forscherteams haben herausgefunden, dass Zwei- und Vierbeiner Oxytocin ausschütten, wenn sie einander ansehen. Das Hormon ist bei Säugetieren wichtig für die Partnerbindung und die Mutter-Kind-Beziehung. Außerdem steigt dadurch der Wunsch, wieder Blickkontakt herzustellen. Sehen aber Wolf und Mensch sich an, wird kein Oxytocin freigesetzt.

Mit einem Blick Vertrauen aufbauen

Je öfter Hund und Halter sich beäugen, desto vertrauter sind sie sich. Im Gegensatz zu ihren grauen Vorfahren wollen schon Welpen heute Blickkontakt zum Menschen aufbauen. So ist also offenbar die Häufigkeit, mit der Bello versucht, Augenkontakt herzustellen, auch ein Indikator für die Intensität des Gemeinschaftsgefühls.

Ein Blick ist oft viel mehr als nur Anschauen
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Dabei geht es nicht immer nur darum, sich einfach gegenseitig zu betrachten. Unser bester Freund will auch mit uns zusammenarbeiten. Als Hund und Wolf von Forschern vor nicht lösbare Probleme gestellt wurden, drehten sich die Hunde zum Menschen um und baten mit Blickkontakt um Unterstützung. Wölfe taten das nicht. In anderen Studien zeigte sich zudem, dass der Blickkontakt zum domestizierten Vierbeiner wichtiger war als das Rufen seines Namens, wenn Frauchen oder Herrchen ihn zu etwas animieren wollten. Letztendlich ist die eigentümliche Bewegung der Brauen aber wieder ein Zeichen dafür, wie stark wir das Verhalten unserer treuen Partner beeinflussen – und das seit 33 000 Jahren. Stefanie Maaß

 

 

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