Bei der Arbeit mit Jagd- und Hütehunden ist sie Usus, denn die Vierbeiner können damit auf große Distanz dirigiert werden und auf diese Weise zuverlässig ihren Job erledigen. Die Hundepfeife erlebt aber auch im Alltag ein Comeback, und das aus guten Gründen.

Die Pfeife – akustisches Hilfsmittel in vielen Situationen. Ob in der Polizei- oder Rettungsarbeit, als Verständigungssignal beim Segeln und natürlich in Form der allseits bekannten und gefürchteten Schiripfeife auf dem Sportplatz. Jäger nutzen eine, um Beute anzulocken, und eine weitere, um den Hund bei seiner jagdlichen Arbeit zu unterstützen. Hütehunde erhalten mit dem akustischen Signal auf Distanz stets das richtige Kommando, unabhängig von Wetter und Windstärke. Der große Vorteil ist nämlich, dass unsere Fellpartner dieses Signal nicht überhören können und es immer richtig verstehen, vorausgesetzt natürlich, sie sind darauf trainiert.

 Die Sache mit den Frequenzen

Es gibt sie von der klassischen Trillerpfeife bis zu einer in Hochfrequenztönen, der Galtonpfeife. Sie geht auf den englischen Forscher Sir Francis Galton zurück, der sie ursprünglich entwickelte, um die für den Menschen gerade noch hörbaren Frequenzen zu bestimmen. In dem Zuge stellte er auch fest, dass die obere Hörgrenze im Alter immer mehr abnimmt – und bei verschiedenen Tieren weitaus höher liegt als bei uns. Der Frequenzbereich
der Galtonpfeife liegt bei 16 000 bis 22 000 Hertz und damit außerhalb des menschlichenHörbereichs, ist aber für den Hund klar vernehmbar.

Unsere besten Freunde können nicht nur besser riechen als wir, sondern, wen wundert es, auch viel besser hören. Frequenzen bis 50 000 Hertz sind für sie dank einer bestimmten Membran in ihren Ohren normal. Vor ihrer Domestikation war das lebensnotwendig, denn so waren sie in der Lage, ihre Beute auch über das Gehör aufzuspüren und selbst das leiseste Piepsen einer Maus wahrzunehmen.

Die Konzeption des Hilfsmittels

Im Prinzip wäre es möglich, jede Pfeife im Training einzusetzen. Da der Hund aber auf einen gewissen Ton beziehungsweise eine bestimmte Frequenz konditioniert wird, sollte sich der Halter für eine Variante entscheiden. Es geht also zunächst um die Frage: klassische
Triller- oder eher Hochfrequenzpfeife? Bei Letzterer sollte die Frequenz bei maximal 13 000 Hertz liegen, die für den Vierbeiner angenehm und für den Zweibeiner noch zu hören ist

Hundepfeifen sind im Training sinnvoll
Es gibt verschiedene Hundepfeifen
©adobe stock

Beim Material entscheidet der Geschmack. Produkte aus Kunststoff überzeugen durch ihr leichtes Gewicht, solche aus Metall durch ihre Langlebigkeit. Edel, traditionell und nachhaltig sind Pfeifen aus Büffelhorn oder Geweih.

Die angestrebte Pfiffart ist ebenso entscheidend für das richtige Hilfsmittel. Es gibt welche, die mit einem Einzelpfiff immer den gleichen Ton erzeugen. Oder andere, die im Inneren eine Kork- oder Kunststoffkugel habenund damit ein sehr schrilles und lautes Geräusch abgeben. Dieses Modell wird oft für ein Abbruchsignal benutzt. Wer sein Umfeld nicht mit einbeziehen möchte, entscheidet sich vielleicht für eine sogenannte „Silent Whistle“, die eher im Ultraschallbereich arbeitet. Sie kann von zwei Seiten für zwei unterschiedliche Signale benutzt werden, ist aber für Anfänger weniger geeignet.  Auf der Jagd, bei der Arbeit mit Hütehunden oder für geübte Halter leistet sie jedoch gute Dienste.

Eine gute Lösungsstrategie für den Abruf

Die Hundepfeife bietet Haltern insbesondere für den Abruf oder das Abbruchsignal eine gut funktionierende Lösungsstrategie. Wenn jagdtriebige Rassen beim Spaziergang
in der Natur einem Hasen oder Reh begegnen, lassen sie sich effizient davon abhalten, dem Wild hinterherzuhetzen. Eichhörnchen, Katzen oder Jogger und Fahrradfahrer verlocken so manchen Vierbeiner in der Stadt zu einer impulsiven Verfolgungsjagd. Dank eines Pfiffes kann dieses Verhalten positiv korrigiert werden und der Hund lernt, dem Reiz zu widerstehen.

Training mittels akkustischem Signal
Jeder Ton muss trainiert werden
©adobe stock

Hört Bello einfach nicht auf Frauchen oder Herrchen? Selbst das schmackhafteste Leckerli lässt ihn kalt und er stellt seine Ohren auf Durchzug? Dann wäre das Training mit der Pfeife ein Segen für alle. Ebenso für betagte Pfoten, die aufgrund ihres nachlassenden Hörvermögens immer weniger wahrnehmen.
Hier eignet sich dann jedoch keine Hochfrequenzpfeife, da der Hörverlust bei den hohen Tönen zuerst einsetzt, sondern der Halter muss auf Lautstärke setzen.

Wer seinem besten Freund dagegen viel Freiraum gewährt und ihn sicher auf Distanz abrufen möchte, hat entweder eine starkLunge, gut funktionierende Lippen oder bedient sich eines akustischen Signals aus der Pfeife. Die bewährt sich auch bei der Erziehung eines Welpen.
Die kleinen Welteneroberer lernen schnell und brauchen starke Führung. Verstehen sie die Grundkommandos nicht nur per Sprachbefehl, sondern verknüpfen sie gleichzeitig mit dem gegebenen Geräusch, ist alles Weitere (fast) ein Kinderspiel. Selbst wenn sie abgelenkt und in ihrer Welt versunken sind, kann ein Pfiff sie noch erreichen. Er lässt sich im weiteren Training
sowie bei späteren Beschäftigungen vielseitig einsetzen und ausbauen.

Ganz ohne Emotionen

Der Grund, warum die Hundepfeife bei richtigem Einsatz so gut funktioniert: Sie überträgt keine Emotionen und das Signal ist verlässlich identisch. Die Kommunikation mit dem Vierbeiner wird also auf eine Ebene gebracht, die völlig frei von unseren Stimmungen ist.

Training mittels akkustischem Signal
Laute Signale erreichen auch Senioren noch gut ©adobe stock

Denn die bekommen die Tiere immer mit, spätestens dann, wenn wir sie rufen. Bei freudiger Tonalität seitens ihres Frauchens oder Herrchens klappt das Herrufen in den meisten Fällen gut. Wenn Max oder Lilly aber nicht reagieren, kippt schon mal die Stimmung. Nun kommen die Kommandos lauter, wütender und schriller – und darauf hat der Hund so gar keine Lust.
Das klingt ja schon nach Ärger …

Besonders bewährt sich das Hilfsmittel beim Abruf auf größere Distanz. Wer nicht gerade Meister darin ist, zu jeder Tageszeit und Wetterlage mit zwei Fingern einen hohen Ton zu erzeugen, nimmt eben die Pfeife.

Kommen muss sich lohnen

Der richtige Pfiff sollte gelernt sein. Um dem Hund das neue Kommando schmackhaft zu machen, muss er zunächst verstehen, dass es sich lohnt, von dem Bisherigen abzulassen, weil bei seinem Halter etwas viel Besseres auf ihn wartet. Zunächst können das Leckereien
sein, die sonst nicht auf seinem Speisenplan stehen. Es gibt immer die Möglichkeit, ohne Leckerlis und mit positiver Bestärkung zu arbeiten, dennoch sind sie in der ersten Zeit für die meisten Vierbeiner das Mittel der Wahl. Haben die Tiere das Signal verinnerlicht, können die Leckereien schrittweise reduziert werden.

Wenn wir unserem Hund mehr Raum geben möchten, ihn aber gleichzeitig liebevoll begrenzen müssen, ist das Training mit der Pfeife eine sinnvolle Methode. Es bietet eine soziale, natürliche Erziehung und allen die Sicherheit, die sie benötigen. Ganz unabhängig von der Gemüts- und Wetterlage. Suzanne Eichel