Diese Frage stellen sich immer mehr verzweifelte Hundehalter.  Häufig liegt es an den Methoden, mit denen gearbeitet wird und an derArt und Weise wie sich der Vierbeiner unterordnet.

Die Tatsache, dass sich der Hund nur einem stärkeren Artgenossen unterordnet, ist heute zu sehr in Vergessenheit geraten. Als solchen sieht ihr felliger Gefährte den Menschen nämlich an, das machen sich viele gar nicht bewusst. Allerdings ist das Artgenossenbild der Hunde nicht angeboren, sondern wird in der sogenannten Prägungsphase erzeugt. Diese liegt zwischen der vierten und der siebten Lebenswoche. Was der Welpe in dieser Zeit um sich sieht, nimmt er als Seinesgleichen an. Es mag kurios klingen, aber genauso wie ein Mensch, der unter Affen aufwächst, nicht weiß, dass er ein Mensch ist, weiß ein Hund nicht, dass er nicht zur gleichen Gattung gehört wie dieses Lebewesen, mit dem er sein Leben teilt. Für ihn gibt es keine zwei verschiedenen Ebenen, hier der Mensch, dort das Tier. Wer derartige Gedankenleistungen von ihm fordert, verlangt zu viel.

Mehr Zuverlässigkeit statt Freiheit
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Der Hund lebt gedanklich nicht in unserer Welt

Er lebt nicht in unserer Welt, zumindest nicht gedanklich. Er weiß nichts von Gesetzen, roten Ampeln oder Hundesteuer. Er kommt mit einem fertigen Betriebssystem, wie ich es nennen möchte, in seinem Kopf zur Welt. Alles, was er für sein ursprüngliches Leben als Hund braucht, ist dort vorhanden und abrufbar. Es gibt ein Programm für Rudelordnung, für die Jagd, für Welpenaufzucht, für Paarung und all die Dinge, die in seinem natürlichen Dasein eine Rolle spielen würden. Was darin aber gar nicht vorkommt, das sind wir und unsere Zivilisation.

Hunde wollen einen zuverlässigen Gesetzgeber. Einen der stark genug ist, ihnen klare Regeln zu geben, an die sie sich halten können. Der durchsetzungsfähig und souverän genug ist, diese Regeln einzufordern und umzusetzen. Der diszipliniert genug ist, sich selbst ebenfalls daran zu halten. Der auf der anderen Seite aber auch so freundlich, liebevoll, geduldig und gerecht ist, dass er ihnen ein schönes Leben garantiert. Wenn ich nicht in der Lage bin, mich meinem Vierbeiner gegenüber durchzusetzen, wird er mir auch nicht glauben, dass ich mit den vielfältigen Gefahren, die unsere Zivilisation für ihn bereitzuhalten scheint, umgehen und sie abwehren kann.

Hunde brauchen eine sourveräne Führung
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Was der Hund von uns erwartet

Ruhe, Disziplin, Können und Wissen sind die Dinge, die es im Ernstfall für eine souveräne Führung und einen vertrauenswürdigen Schutz braucht. Das höchste Ziel in der heutigen Erziehung scheint es zu sein, dem Hund viel Raum zu geben.  Total autark zu leben, ist aber das Schlimmste was wir unserem Vierbeiner antun können. Für ihn bedeutet frei zu sein, dass alles geschehen kann – und das ist höchst beunruhigend für ihn. Unter diesen Prämissen betrachtet Sie Ihr Hund. Der Garant für sein Überleben ist ein starkes, funktionsfähiges Rudel, und der Garant für ein funktionsfähiges Rudel ist ein souveräner Chef.

Warum Gehorsam oft nicht klappt

Der eigentliche Fehler, der zu Gehorsamsverweigerung führt, liegt darin, dass viele Halter ihren Hunden lediglich auswendig gelernte Übungen wie Sitz, Fuß oder Platz beibringen. Wenn sie aber wirklich wollen, dass ihr felliger Partner sich nach ihnen richtet, müssen sie ihm sagen, was sie von ihm wollen. Nicht halbherzig und anschließend den Befehl wieder zurücknehmen, sondern eindeutig und ohne Gewalteinwirkung.

Klare Informationen sind wichtig©pfluegler fotografie

Damit der Hund nun weiß, was er tun soll, braucht er eine zweite Information, nämlich das Lob. Es setzt in dem Moment ein, in dem der Vierbeiner das unerwünschte Verhalten abbricht und die erste Tendenz zeigt, sich zu seinem Mensch hin zu orientieren. Dafür genügt es bereits, wenn sich sein Ohr leise in dessen Richtung bewegt. Wenn ich diese erste Bereitschaft mir zuzuhören erkenne, muss ich dieses Verhalten sofort mit Loben verstärken.

Den Hund über die Stimme lenken

Die Kommunikation mit einem Tier findet vor allem über Körpersprache, Stimme und Atmung statt. Nicht über Worte! Extrem wichtig ist die Stimmlage beim Loben. Es gibt dafür grundsätzlich drei Arten. Wenn ich durch Lob etwas verändern möchte, ist die Stimme hoch, quietschig und motivierend, die Handbewegungen dabei einladend und aufmunternd. Will ich durch Lob etwas halten oder bestätigen, spreche ich eher sanft und aus dem Bauch heraus, mit langen A- und O-Tönen. Meine Bewegungen sind ruhig, ich mache lange weiche Striche mit der Hand. Möchte ich aber durch Zwang etwas ändern, intoniere ich mit kurzen, harten Tönen und mache dazu schnelle ruckartige Gesten.

Hunde achten genau auf unsere Stimme
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Die Stimme hat eine messbare, physikalische Wirkung. Bei langen A- und O-Lauten werden ruhige Luftströme ausgestoßen, die Bauchmuskeln sind entspannt, der Mensch ist nicht in Angriffshaltung. Diese körperliche Botschaft nimmt jeder Hund wahr. Er antwortet darauf mit relaxter Gesichtshaut, mandelförmigen Augen, einem runden Kopf, gesenkter Rute und entspannter Muskulatur.

 

Vermeiden Sie Gefühlsausbrüche

Es ist also entscheidend, dass der Halter weiß, welche Informationen er durch Körpersprache, Stimmlage und Atmung gibt. Es nützt nichts, wenn ausgedachte Worte mit der falschen Stimme, falschen Körperhaltung und womöglich drohender, aggressiver Ausstrahlung gerufen werden. Für uns mögen die Worte, die wir benutzen, einen Sinn ergeben, aber für den Vierbeiner bedeuten sie natürlich erst mal gar nichts. Erst durch vielfache Wiederholung, bei der das Hörzeichen die Übungen unmittelbar begleitet, bekommen

Loben ist essenziell für den Vierbeiner
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unsere Worte für den Hund einen Sinn. Aber auch dann wird er nie begreifen, was wir von ihm wollen, sondern er lernt diese Übungen auswendig, so wie wir Vokabeln lernen.

Gehorcht der Hund jetzt nicht, glaubt der Mensch, das Tier würde gegen seine „Befehle“ verstoßen, und wird ärgerlich. Natürlich drückt er diese Gefühle wieder durch Körperhaltung und Stimme aus. Bello nimmt die Signale genau auf und wird noch widersetzlicher oder ängstlicher. Ein Teufelskreis beginnt. Deshalb: Wut und Jähzorn verbieten sich von selbst. Sie sind nicht zielführend, sondern Zeichen von Hilflosigkeit und fehlendem Selbstvertrauen.

So bleibt Bello freiwillig bei uns

Jeder Halter möchte, dass sein Hund freiwillig bei ihm bleibt, nicht ständig stiften oder jagen geht und ihn womöglich gänzlich ignoriert.  Üben Sie es immer wieder. Sagen Sie Ihrem Hund ganz klar, was sie nicht dulden, und verhindern Sie es eindeutig. Im direkten Anschluss an den Verhaltensabbruch loben sie ihn und bereiten ihm so eine Art Wohlfühlzone.

Ein harmonisches Gespann
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Die Regel heißt: „Verstoße gegen meine Anweisungen, und du bekommst Ärger mit mir! Halte dich an meine Anweisungen, und das Leben ist einfach und schön.“ Es braucht natürlich Training und die Lust, sich darauf einzulassen. Das Schöne ist, wenn Sie mit Freude üben, wird auch der Vierbeiner begeistert mit dabei sein. Hat er erst einmal gelernt, sich an die Regeln zu halten, und verknüpft damit Schutz, Sicherheit, Geborgenheit, Ruhe sowie stressfreien Raum, dann ist sein Leben rosarot. Ist Ihr Angebot für ihn akzeptabel oder gar angenehm, wird er bleiben und sich an die Bestimmungen halten.

Ein goldener Satz aus der Jagdhundeabrichtung lautet: „Die Hunde, die wir mögen, werden besonders gut. Am besten aber werden die Hunde, die uns mögen.“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen und bin sicher, der Erfolg wird nicht lange auf sich warten lassen. Udo Hüttner