Ein paar Pölsterchen zu viel auf den Rippen oder etwas zu wenig – was macht das schon? Dauerhaft eine ganze Menge, denn sowohl Über- als auch Untergewicht haben gravierende Folgen für die Gesundheit der Vierbeiner. Im zweiten Teil geht es um die dünnen Hunde.
Die Arbeitsgruppe des Weltverbands der Kleintierärzte (WSAVA) hat einen Leitfaden zur
Ernährungsbeurteilung entwickelt. Mithilfe verschiedener Faktoren wird der körperliche
Zustand des Hundes beurteilt. Der sogenannte Körperkonditionswert (BCS) bewertet
den Körperfettanteil des Hundes anhand einer 9-Punkte-Skala. Im Idealfall sollte er zwischen 4 und 5 liegen. Der Muskelkonditionswert (MCS) misst dagegen den Zustand der Muskelmasse. Sie ist entscheidend für die Kraft, Immunfunktion und
Wundheilung des Tieres.
Dabei wird es vom Schläfenbein über die Schulterblätter bis zu den Lendenwirbeln und Beckenknochen abgetastet. Den meisten ist die vereinfachte Darstellung bekannt: Dabei sollte ein Vierbeiner mit einem gesunden Gewicht von oben eine Taille zeigen und eine dünne
Fettschicht auf den Rippen aufweisen.

Von Natur aus dünn ist nicht gesund
Von Windhundrassen und einigen Pinschern abgesehen, gilt bei allen anderen Artgenossen „Rippen zeigen“ nicht als Schönheitsideal und ist keinesfalls en vogue. Ein permanent zu dünner Hund lebt alles andere als gesund. Wenn er über seine Nahrung zu wenig Energie aufnimmt, greift der Körper zunächst auf Fettdepots und Muskelmasse zurück, um alle Funktionen aufrechtzuerhalten. Das hat auf Dauer eine Beeinträchtigung des Immunsystems, der Genesungsprozesse, des Wasser- und Elektrolythaushalts, der Muskulatur und Knochen, des Blutbilds, Blutdrucks und der Hormone zur Folge.
Die Gefahr der Nährstoffunterversorgung
Eine Nährstoffunterversorgung entsteht auch, wenn der Darm nicht richtig arbeitet
und Proteine nicht mehr aufschließen kann. Der Vierbeiner hat zwar ständig Hunger und frisst
reichlich, kann aber kein Gewicht aufbauen und bleibt ein „Spargeltarzan“. Zusätzliches Füttern ist keine Option, solange die Ursachen für die Gewichtsabnahme nicht bekannt sind.
Oft liegt es an einem massiven Wurmbefall, der mit stumpfem Fell einhergeht und mithilfe einer Kotuntersuchung schnell diagnostizier- und anschließend erfolgreich behandelbar ist. Zahlreiche Schnauzen verlieren bei Läufigkeit, im Fellwechsel oder in stressigen Situationen etliche Kilos. Für kurze Zeit ist das weniger problematisch. Gelegentlich lässt sich ein erhöhter Protein- und Energieverbrauch auf eine Tumorerkrankung zurückführen. Oder aber es wird ein „schlechtes Tauschgeschäft“ mit dem Menschen eingegangen: Zuwendung statt Futter. Und nicht zuletzt gibt es sie natürlich: die Fressverweigerer, denen nichts gut genug ist.
Auf das richtige Futter achten
Manchmal ist der Wechsel zu einem anderen Ernährungskonzept sinnvoll. Bei krankhaften
Störungen ist eine Darmsanierung ratsam. Mag Bello nicht fressen, kann ein Fastentag pro Woche sein natürliches Hungergefühl fördern. Bis er sein Idealgewicht erreicht hat, sind beispielsweise gesunde Smoothies eine sinnvolle Nahrungsergänzung. Sie erhöhen die Akzeptanz und sorgen zudem für wichtige Nährstoffe. Ein No-Go sind Käse, Wurst und der kleinen Happen vom eigenen Teller. Denn das führt oft dazu, dass der beste Freund seinen Napf verschmäht und nicht normal fressen will.

Das Futter sollte jetzt eher hochkalorisch sein und genug Proteine sowie Fette enthalten. Fleisch von Schwein, Wildschwein, Ente oder Lamm hat einen höheren Fettanteil. Gegebenenfalls kann Rinder- oder Hühnerfett als Zusatz mit in den Napf gelangen. Auch eine gewisse Aufbaunahrung ist in manchen Fällen ratsam, am besten gemeinsam in Absprache mit dem Tierarzt, Tierheilpraktiker oder einem Ernährungsexperten. Für zahlreiche, dünne Schnauzen ist die Mischfütterung, also der Mix von einem hochwertigen Trocken- und Nassfutter ratsam.
Bitte konsequent bleiben
Konsequentes Handeln ist sowohl bei Moppelchen als auch Bohnenstangen angesagt. Es hilft Zweiund Vierbeinern, das richtige Gewichtsmanagement einzuhalten. Der einfachste und zugleich produktivste Weg ist natürlich die Prophylaxe, bei der der Halter von vornherein den Zeiger der Waage im Auge hat und so auch die Harmonie zwischen ihm und seinem besten Freund im Gleichgewicht hält. Suzanne Eichel