Giftstoffe im Tabak sind auch für Hunde gesundheitsschädlich. Der Zigarettenkonsum ihrer Halter ist für sie eineBelastung. Und das nicht nur in geschlossenen Räumen. Studien belegen: Der Vierbeiner bekommt indirekt mehr toxische Stoffe ab, als uns bewusst ist.

Forscher haben rund 250 giftige Gase, Chemikalien und Metalle im Zigarettenrauch nachgewiesen. Diese Toxine atmet nicht nur der Mensch beim Qualmen ein. Der Glimmstängel an sich produziert von dem Moment an, da er angezündet wird, eine hohe Konzentration an Giftstoffen. Dieser „dritte Rauch“ und das, was Frauchen oder Herrchen wieder ausatmen, macht Haustiere zu gesundheitsgefährdeten Passivrauchern.

Gesundheitsschädlicher Qualm
Passivrauchen ist auch für Hunde eine Qual
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Zahlreiche Studien haben sich mit dem Thema beschäftigt. Stanley Coren, Neuropsychologe
und Autor von Hundefachbüchern, hat in einem Artikel auf dem Portal „Psychology Today“ seine Erkenntnisse zusammengefasst. Er berichtet dort von der Frau eines Kollegen, die sich Sorgen um ihren Spanielwelpen machte, weil ihr Mann starker Raucher sei. Der argumentierte, der Hund wäre auf Bodenhöhe und würde die Dämpfe nicht abbekommen. Coren ging dem auf den Grund.

Wenn die Lungen der Hund schwarz werden

Weil es wenig Hunde gibt, die an Lungenkrebs erkranken, und darunter die Anzahl derer, die auf einen Raucherhaushalt zurückzuführen sind, noch geringer ist, hat das Thema in hiesigen Tierkliniken keine hohe Priorität, wie ich bei meinen Recherchen erfahre. Dabei belegt Deutschland Rang 3 im Tabakkonsum. Nur in Frankreich und in den USA wird noch mehr gequalmt. Eine Veterinärin erzählt, dass sie bei Tier-Obduktionen durchaus schwarze Lungen feststellen würden, doch keiner der betroffenen Hunde habe Krebs gehabt, was wiederum mit der Lebensdauer zusammenhänge. Auf Nachfrage ließe sich jedoch immer in Erfahrung bringen, dass Frauchen oder Herrchen starke Raucher waren.

Langnasige Rassen haben ein höheres Risiko

Unter der Leitung von John S. Reif, Professor für Umweltgesundheit an der Colorado State University, wurden 51 Hunde mit Lungenkrebs und 83 weitere mit anderen Krebsarten untersucht. Die Studie ergab: Die Vierbeiner in Raucherhaushalten hatten ein 60 Prozent
höheres Lungenkrebsrisiko. Die neuesten Forschungsergebnisse veröffentlichten Marcello Roza und Carlos  Vegas von der Abteilung für Pneumologie an der Universität von Brasilia. Sie nahmen 30 Yorkshire Terrier unter die Lupe, von denen die Hälfte mit rauchenden Menschen zusammenlebte.

Gesundheitsschädlicher Qualm
Hunde filtern mit ihren Nasen
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Anhand des Nachweises von Cotinin, eines Stoffwechselproduktes des Nikotins, konnten sie auf die Tabakbelastung schließen. Der Cotininspiegel im Urin war bei allen Hunden, die Zigarettenqualm ausgesetzt waren, erhöht. Die Vierbeiner wiesen zudem höhere Makrophagen- und Lymphozytenwerte auf. Diese deuten auf Entzündungen der Atemwege hin und sind außerdem Marker für Nasen-, Rachen- und Lungenkrebs.

Die Form der Nase ist entscheidend

Die Wissenschaftler um John S. Reif fanden in weiteren Untersuchungen bei 481 krebskranken Vierbeinern heraus, dass die Form ihres Kopfes einen Einfluss auf die Erkrankung hat. Hunde atmen den Qualm nicht nur ein, sondern filtern mit ihren Nasen Toxine und logischerweise damit auch den Tabakrauch aus der Luft. Demnach haben langnasige Rassen ein höheres Risiko, an Nasenkrebs zu erkranken, weil die Partikel länger
im Nasenraum bleiben. Bei Mops, Beagle, Cocker Spaniel oder Labradoren mit kurzer oder mittellanger Schnauze ist das Risiko hingegen höher, an Lungenkrebs zu erkranken.

Gesundheitsschädlicher Qualm
Hunde nehmen überall den Rauch auf
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Besser nur draußen rauchen?

Die Annahme, dass Haustiere den schädlichen Rauch kaum abbekämen, wurde ebenfalls widerlegt. Denn die ultrafeinen Rückstände der Zigaretten lagern sich überall in der Wohnung ab, in den Vorhängen, Teppichen, dem Sofa und auch auf den Liegeflächen von Hunden und Katzen. So gelangen sie in ihr Fell und werden beim Putzen aufgenommen. Doch einfach
nach draußen gehen, um zu qualmen, ist nicht genug. „Die giftigen Feinstaubpartikel des Tabakrauchs gelangen in die Haare und die Kleidung der Person und die Hunde werden bei einem späteren Kontakt diesen Giftstoffen ausgesetzt“, erklärt Stanley Coren.

Für die Frau seines Kollegen hat er nur einen guten Rat: Ihr Mann solle aufhören zu rauchen.
Wer gerade an einer Zigarette gezogen hat, sollte sich möglichst nicht sofort von Hund oder Katze die Hände ablecken lassen und direktes Kuscheln vermeiden. Viele Halter greifen zur E-Zigarette. Eine gesündere Alternative für Mensch und Tier? Der Dampf besteht zu 90 Prozent aus Propylenglykol, dessen Auswirkungen noch völlig unbekannt sind. Immerhin atmen die Tiere damit aber weniger Toxine ein, und wenn dann noch außerhalb der Wohnung gedampft wird, ist das für Hund, Katze & Co. doch um einiges angenehmer. Luzy Petersen

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