Pfoten zucken wild durch die Luft, ein Knurren und Winseln ertönt aus dem Körbchen – klares Indiz dafür, dass Bello sich in einer bestimmten Schlafphase befindet. Gönnen Sie Ihrem Freund sein Schlummerstündchen, das er so dringend benötigt. Wer weiß, vielleicht träumt er ja gerade von Ihnen?

Das behauptet zumindest Dr. Deirdre Barrett von der Harvard Medical School. Weil Frauchen und Herrchen einen hohen Stellenwert im Leben des Vierbeiners besitzen, ist es höchst wahrscheinlich, dass sie auch in seinen Traumphasen vorkommen. „Hunde führen grundsätzlich eine sehr innige Beziehung zu ihrem Besitzer, daher ist es naheliegend, dass sie von seinem Gesicht, seinem Geruch und den Erlebnissen mit ihm träumen“, erklärt die Evolutionspsychologin.

Zudem ist bekannt, dass Hunde im Schlaf ihre Erlebnisse sowie neu erworbenes Wissen verarbeiten. Die Gehirnwellen von ruhenden Zwei- und Vierbeinern weisen da signifikante Ähnlichkeiten auf. Sogar die einzelnen Phasen gleichen denen des Menschen. Beim Wegnicken, dem NREM-Schlaf, atmet der Hund ruhig, und seine Beine beginnen etwas zu zucken. Oft sind die Augen nur leicht geschlossen, und jedes Geräusch holt ihn schnell wieder aus dem Dämmerzustand heraus.

Bitte den Hund nicht wecken!

Dann, im Tiefschlafstadium, sinken sein Blutdruck sowie die Körpertemperatur, und sein Herzschlag verlangsamt sich. Nach circa 20 Minuten gelangt Bello in die REM-Phase, in der er aktiv zu träumen beginnt. Dabei kann es durchaus geräuschvoll und lebendig werden. Je nachdem, was er gerade aufzuarbeiten hat. Jetzt sollten Sie ihn nicht stören oder wecken, denn dieses Stadium ist sehr wichtig für ihn.

Die Wissenschaftler Matthew Wilson und Kenway Louie vom Massachusetts Institute of Technology haben die tierischen Schlafgewohnheiten untersucht. Ähnlich wie beim Menschen hindert ein bestimmter Teil des Gehirns in der REM-Phase, dem sogenannten Rapid Eye Movement, die Tiere daran, ihre Träume in Handlungen umzusetzen. Die Forscher deaktivierten diesen Teil und konnten beobachten, dass die Vierbeiner dann sehr wohl von typischen Hundeaktivitäten träumten, beispielsweise ein klassisches Jagd- oder Abwehrverhalten zeigten.

Nicht alle träumen gleich

Hunde brauchen ausreichend Schlaf
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Verhaltensforscher Stanley Coren erklärt: „Aber nicht alle Hunde träumen gleich. Kleine viel mehr als große. Ein Zwergpudel kann einmal alle zehn Minuten träumen, während bei einem großen Hund wie einer Dogge oder einem Mastiff oft bis zu einer Stunde zwischen den einzelnen Episoden liegt.“ Dafür dauern ihre Träume länger an.

Wilson und das amerikanische Wissenschaftsteam konnten durch das Messen der Hirnströme auch die Qualität des Schlafes beurteilen. Beim Wegdämmern werden die täglichen Geschehnisse eingeordnet und abgespeichert, in der REM-Phase dann sozusagen nochmals
erlebt, quasi neu gelöst und das Erlernte gefestigt. Deswegen sollte niemand den Schlaf des tierischen Partners unterbrechen, denn der ist für sein Lernverhalten entscheidend.

Wieviel Schlaf braucht der Hund?

Eine weitere Erkenntnis der Studie aus Cambridge ist, dass Hunde, die viel erleben und
gefordert werden, auch besser und fester schlafen. Wie viel Ruhebedürfnis der Vierbeiner insgesamt hat, ist dabei unterschiedlich. In der Regel liegt es zwischen 14 und 17 Stunden. Welpen und Senioren brauchen sogar etwas mehr, bis zu 20 Stunden am Tag. Dabei fallen
sie aber nicht immer in Phobetors Arme – übrigens der Bruder von Morpheus, der im Traum Tiergestalten annehmen konnte.

Ein wichtiger Teil des tierischen Rückzugs ist darüber hinaus das wachsame Herumliegen.
Es gehört zu ihren Lieblingsbeschäftigungen und wird bevorzugt an einem Platz ausgeübt, von dem aus sie alles im Blick haben. Die Hunde dösen vor sich hin, beobachten ihre Umgebung aber ganz genau und sind sofort präsent, sobald in ihrem unmittelbaren Umfeld etwas Neues passiert.

Wie er sich bettet, so schläft er auch

Bei der Frage, wo Luna, Max & Co. am liebsten schlafen, scheiden sich die Geister. In den Federn von Frauchen und Herrchen ist es natürlich am schönsten für die meisten Fellnasen. Tatsache ist, dass sich der Hund gerne nah bei seinem Menschen zur Ruhe bettet, denn
dieses Kontaktliegen entspricht seinen Instinkten und stärkt die Bindung. In seinem eigenen Körbchen vermag er sich dafür etwas besser zurückzuziehen und ungestört seinen Schlafgewohnheiten frönen. Einige Rassen wie die Dackel mögen es, in eine Art Höhle zu kriechen. Dort fühlen sie sich wohl und beschützt.

Ein hyperaktiver Vierbeiner, der Probleme hat, herunterzufahren, findet in einer Box die notwendige Entspannung. Hunde mit Gelenkproblemen indessen sind dankbar für orthopädische Matratzen. Auszuschlafen und gut gebettet zu sein, ist für den Vierbeiner
also entscheidend. Im Schlaf baut er Stress ab und verarbeitet seine Eindrücke, er lädt seine Konzentrationsfähigkeit auf und formt sein Langzeitgedächtnis. Und last, but not least stärken die Auszeiten sogar das Immunsystem. Suzanne Eichel